Pflanzenkohle aus Kopfweide

Nov 4, 2022 | Allgemein, Kohle, Kon-tiki, Pyrolyse, Schnittgut | 0 Kommentare

Gedanken und Impressionen aus einem Aufenthalt im Polder Gebiet um Boskop in den Niederlanden.
Holland, bekannt auch durch die Grachten und Poldern die sich über riesige Riedgebiete erstrecken. Landgewinnung und Wassermanagement. Ein Thema das die Menschen hier beherrschen und beschäftigt, für die Zukunft auch überlebensnotwendig.

An den Wasserläufen wachsen noch traditionell die Kopfweiden als Lieferant für die Ruten zum Flechten von Körben. Sie dienen zur Befestigung und als Windschutz, sind schnellwachsend und robust, können unzählige Male gestutzt werden und schlagen immer wieder aus.
Riedgras als nachwachsendes Dach-Baumaterial scheint wieder mehr zum Einsatz zu kommen auch bei Neubauten.
Erlen und Pappeln, ursprünglich zum Fertigen von Holzschuhen, säumen die Wege und warten nur darauf eine neue Bestimmung zu bekommen

Hier sehe ich ein gutes Beispiel für nachwachsenden Rohstoff um Pflanzenkohle und Energie zu erzeugen.

Die langezogenen Wiesen, getrennt durch Wassergräben, mit saftigem Gras für die Kühe und Schafe, bieten noch viel Raum um schnellwachsendes Holz nachhaltig zu erzeugen.
Ich könnte mir auch vorstellen, das durch die rasant wachsende vegetarische und vegane Ernährung die Viehwirtschaft deutlich zurück geht und hier neue Wege gegangen werden müssen.

Warum nicht die Produktion von Pflanzenkohle.
Auch das Gras könnte in Form von Heu als Grundlage für Pellets dienen, die dann zum Karbonisieren u/o Heizen eingesetzt werden können.
Auch denkbar wäre der Einsatz von gerollte Ballen die dann direkt in einer Pyrolyse Retorte zu Pflanzenkohle gewandelt werden könnte.

Vorteil: der Prozess der gepressten Ballen ist etabliert, sie sind normalerweise schon trocken und müssten nicht aufwändig in Pellets umgewandelt werden.

Beispiel:

Biomass to Biochar aus Irland. www.biomasstobiochar.ie

Metitron hat einen Ernter mit einer Pelletpresse kombiniert und kann so trockene Grasgewächse direkt auf dem Feld in Pellets umsetzen.
www.metitron.de

Auch das Institut ATB beschäftigt sich mit dem Thema
Leibniz Institute for Agricultural Engineering and Bioeconomy (ATB)

Die Initiative Go-Grass zeigt Beispiele für die Verwertung von“Gras“
www.go-grass.eu

Im Gespräch mit einem Zierpflanzenhersteller

wurde auch das Thema Überproduktion der Saison angesprochen, große Mengen an Biomasse die entsorgt werden muss.

In diesem Fall Unmengen an Buchsbaum, wie im Beispiel der gefüllte Kontainer.
Besonders Pflanzen die sich zur Kompostierung nicht so gut eignen.
Ein weiteres aktuelles Thema der Holländischen Landwirte ist die Überdüngung und die neue schärfere Reglementierung für Nitrate im Grundwasser.
Hier ein Ausschnitt aus SWR3 vom 16.07.2022

Warum gibt es einen Bauernstreik in Holland?
Die niederländische Regierung will den Ausstoß von Stickstoff bis 2030 landesweit im Durchschnitt um die Hälfte senken. Da ein großer Teil der Schadstoffe aus der Landwirtschaft stammt, soll der Viehbestand der Bauern drastisch reduziert werden. Aus Protest dagegen blockieren Bauern immer wieder Autobahnen. In sozialen Netzwerken wird jetzt behauptet, dabei kämen auch Panzer zum Einsatz.

An der Stelle könnte die Pflanzenkohle durch ihre Eigenschaft, Nitrat zu binden, einen positiven Eintrag leisten. Der oft sandige Boden kann Wasser und Nährstoffe nicht halten und so gelangen sie, durch Bewässerung und Regen, ins Grundwasser.
Nicht nur in Holland ein Thema.
Überdüngung zu sehen an den üppigen Algenteppichen auf den Kanälen.
Wichtig sind hier natürlich auch die Wasserspeicherfähigkeit der Pflanzenkohle und die Unterstützung beim Humusaufbau.
Bei richtiger Anwendung auch die Erzeugung von C-Senken Zertifikate.
Zu erwerben z.B. bei den DC DUTCH CARBONEERRS, CarbonFuture oder bei den „Kohlekumpels“ für Gemüseanbau sowie weiteren Anbieter sind auf dem Markt um Zertifikate anzubieten.
Hier mal der Versuch eines möglichen Ablaufs.
Stoffstrom bis zur Pflanzenkohle
Stoffstrom von Pyrolyseanlage bis Anwendungen

Mögliche Workshops über das Thema Pflanzenkohle in der Landwirtschaft
– Pflanzenkohle
– was ist Pflanzenkohle
– welche Eigenschaften hat sie
– typische Einsatzgebiete
– Herstellung von Pflanzenkohle
– Durch offenes Feuer, z.B. Kon-Tiki
– Geschlossenes Batch Verfahren
– Kontinuierliche Prozesse

Praktische Anwendung in Land- und Viehwirtschaft.

Mögliche Szenarios für den kleinen Anfang.
Bilder Eller consulting
z.B. mit Nutzung der Kon-Tiki Retorte, als Erd-Kon-Tiki oder aus Edelstahl.
Bilder Koller-Mechanik CH

Es gibt Größen von 50 bis zu 2500 Liter Karbonisier Raum.

Vorgehensweise:

-Trockenes Holz sammeln und direkt Pflanzenkohle für erste Versuche herstellen.

-Vorhandene Weiden etc. schneiden und 1-2 Jahre zum Trocknen z.B. in Benjeshecke aufsetzen oder trocken lagern.

-Bäume und Hecken Pflanzen zum Ernten in 3-5 Jahren

Anmerkung für die Praxis:
Bei der Verwendung von Benjeshecken kann in Folge geschnitten und geerntet werden. Das Laub und kleine Zweige können entweder in die Kompostproduktion gehen oder man lässt sie an Ort und Stelle und sie bilden Humus und Gestrüpp für Lebewesen.
Großtechnisch wird das Verwenden von Hackschnitzeln oder Pellets sinnvoller sein.
In Kombination mit trocknen im Kontainer, durch Abwärme vom Pyrolyse Prozess und automatischer Zuführung und Entnahme.
Im Sommerbetrieb könnten, durch den Überschuss an Wärme, mehr Hackschnitzel und Pellet Material getrocknet werden um dann im Winterbetrieb mehr Abwärme zum Heizen zu haben.